Tozo Open Buds Test


Zu unserer Überraschung fand sich im Play Store zunächst keine App wieder, die auf den Namen „Origx“ hörte. Daher wurde eine andere App des Herstellers heruntergeladen und diese erkannte das Testmuster schließlich, nachdem das Smartphone wiederum eine Verbindung über Bluetooth aufgebaut hatte. Vermutlich handelt es sich also um besagte Software, die einfach nur keine eindeutige Benennung erhalten hat. In dieser App waren einige Probesounds verfügbar, so etwa das Rauschen eines Flusses in einem von Vögeln belebten Wald. Wir hörten bei den ersten Gehversuchen mit diesen Sounds das Klicken der mechanischen Tastatur am Computer praktisch ohne Defizite heraus und erhöhten instinktiv die Lautstärke am Testmuster.

Etwas nervig erschien der Umstand, welchen wir beim Nachjustieren der Earbuds am Ohr feststellten. Dabei wurde unweigerlich das Tozo-Logo berührt und eine Eingabe erkannt, die das Abspielen der Musik unterbrach. Dabei sollten die Earbuds lediglich in eine akustisch vorteilhaftere Position gebracht werden.

Zum subjektiven Probehören erfolgte eine Auswahl verschiedener Musikstücke unterschiedlichster Künstler und Genres. Im Falle des Android-Smartphones als Quellgerät kam das musikalische Aufgebot eines bekannten Streamingdienstes zum Einsatz, wobei nach der Nomenklatur des Anbieters die Qualität der Musikstücke HD oder Ultra HD erreichte. Unser Hörvorgang soll stets ein möglichst breites Spektrum an Musik abdecken.

Im Falle der Earbuds wurde das jeweilige Lied einmal mit Standardeinstellungen und einmal mit einem – dem Namen nach passend erscheinenden – Equalizer-Setting ausprobiert.

Klangliche Aspekte – Titel 1
Titel und Band/Musiker Phaeleh – Warning Signs
Earbuds – ohne Equalizer Frauenstimme etwas dumpf, ansonsten luftiger Sound mit sehr wirkungsvollen Schlagzeuganschlägen
Earbuds – mit Equalizer „Vocals“ Klangbild generell etwas heller, kürzerer Ausklang im Subbass und voluminösere Frauenstimme

„Warning Signs“ ist ein neues Lied aus dem aktuellen Album „The Space Between Us“ von Phaeleh. Der Künstler ist generell im Ambient-Genre zu verorten und bedient sich daher elektronischen Hilfswerkzeugen mit stark modifizierten Instrumenten. Auch ohne jegliche Voreinstellungen „färben“ die Tozo Open Buds die Musik hörbar ein. Die helleren und feineren Klänge des Schlagzeugs drangen in schöner Klarheit hervor, während die impulsiveren Anschläge etwas überbohrt vermittelt wurden. Letzteres bietet ohne Zweifel einen hohen Unterhaltungsfaktor, mag allerdings dem ein oder anderen Hörer als nicht besonders natürlich erscheinen. Dieses Standard-Klangbild entspricht der typischen „Badewannenabstimmung“, da hier besonders tief liegende und hohe Frequenzbereiche betont werden. Darunter leiden ein wenig die Stimmen, welche eher im mittleren Frequenzspektrum liegen, weshalb wir im Equalizer prompt die Voreinstellung „Vocals“ wählten. Dadurch erschien die Frauenstimme deutlich voller und einige elektronische Geräusche gerieten ebenfalls mehr in den Fokus. Da Tozo die bassstarke Natur durchaus angepriesen hat, entspricht das Produkt standardmäßig der Beschreibung.

Klangliche Aspekte – Titel 2
Titel und Band/Musiker Phenomenal – Bakermat feat Lily Moore
Earbuds – ohne Equalizer Satter und körperhafter Subbass im Hintergrund, knackige Details und deutlich zurückgenommene Frauenstimme
Earbuds – mit Equalizer „Vocals“ Weniger voller Subbass, Stimme verdientermaßen deutlich weiter vorne auf der Immersion einer Bühne

Wieder einmal führte der Equalizer im Bereich der oberen Mitten zu einer deutlich vordergründiger platzierten Stimme und damit zum gewohnteren Höreindruck, die menschliche Stimme als Highlight zu positionieren.

Klangliche Aspekte – Titel 3
Titel und Band/Musiker Ruins – Portico Quartet
Earbuds – ohne Equalizer Wenig Raum zwischen den einzelnen Instrumenten, die Dirty Tones des Saxophons kommen durch die zurückgenommenen Mitten kaum heraus
Earbuds – mit Equalizer „Classic“ Alles verschwimmt zu einem dumpfen Matsch

Es wurde das Musikstück „Ruins“ aus dem Genre Post-Jazz gewählt, welches durch den Einsatz eines Hangs auch Einflüsse von ethnischer Musik aufweist. Damit haben wir einen harten Kontrast zu den bisherigen beiden Liedern gefunden, welche deutlich „durchproduzierter“ wirken. Die ersten Töne des Stücks sind sehr subtil und leise – mit den Earbuds sogar schwerlich wahrnehmbar. Es fehlt den akustischen Instrumenten etwas an Brillanz und an räumlichen Abstand auf der Bühne. Wir haben angenommen, dem Problem mit der Einstellung „Classic“ entgegenwirken zu können, doch wurde dadurch alles nur dumpfer und langweiliger. Was also war das Problem? Entgegen der Bezeichnung wirkt abermals das Setting „Vocals“ wunder, weil hier die Dirty Tones klarer herausstechen konnten und das trotz Abstinenz jeglicher Stimmen. Das zeigt, wie wenig Energie im Bereich von 2-5 kHz angesetzt wurde, was durch falsche Settings noch verschlimmert wird. Damit bildet „Vocals“ aus den ganzen Bass- und Treble-Modifikationen die einzig sinnvolle Alternative zur Standardeinstellung ab. Eine Bassanhebung wollten wir „Ruins“ erst gar nicht zumuten und wäre völlig deplatziert gewesen.

Praxistest im Freien …

Zu guter Letzt erfolgte der Praxistest bei einem Spaziergang durch eine Stadtumgebung hindurch in den benachbarten Wald hinein. Dank der relativ hohen Festigkeit gegenüber Wasser erscheint der Einsatz im Herbst sinnvoll. Allerdings führt das offene Design durchaus dazu, das Blätterrascheln im Wald und Verkehrsgeräusche auf den Straßen kaum ausblenden zu können. Abseits davon findet ein moderates akustisches „Bleeding“ statt, sodass die unmittelbaren Nachbarn in Bus und Bahn etwas vom eigenen Musikgeschmack erfahren. Daher wirkt das sportliche Umfeld in der freien Natur als logischeres Einsatzgebiet.

Fahrer von Zweirädern werden bei geringer Lautstärke und dank geringem Platzverbrauch unter einem Helm ebenfalls profitieren, um im Straßenverkehr trotz Musikgenuss nicht gänzlich abgelenkt zu werden. Schließlich werden dort auch Kommunikationsgeräte eingesetzt, etwa um als Gruppe Motorradtouren zu fahren und sich dabei zu unterhalten. Eine gewisse akustische Ablenkung sind Fahrer also durchaus schon gewohnt. An Zweirädern werden mittlerweile zunehmend Smartphones über Halterungen angebracht und ersetzen dort das ohnehin veraltete Navigationsgerät. Der Weg zum Musikgenuss ist damit also kein weiter.

Für den Genießer audiophiler Ansprüche wiederum bildet der recht offenere Aufbau einen Pluspunkt, da der Eindruck von der Musikbühne tatsächlich geringfügig mehr in die Dimension der Weite hineinragt. Immerhin werden in dieser Zielgruppe auch häufiger offene Kopfhörer eingesetzt und viele In-Ears können physisch nicht im Geringsten mithalten.

Dennoch darf hier nicht der Eindruck eines gigantischen Bühnenerlebnisses entstehen. Es handelt sich nach wie vor um Earbuds, welche die Musik erscheinen lassen, als würde sie sich auf kleinem Raum im Inneren des Kopfes abspielen. Früh limitiert hier die Treibergröße.

Tozo Open Buds Earbuds Gesamteindruck …