Sennheiser HD 599 SE Test

Praxistest …

Zum subjektiven Probehören erfolgte eine Auswahl verschiedener Musikstücke unterschiedlichster Künstler und Genres. Die Lieder liegen dem Tester wahlweise als FLAC-Datei oder in „Master-Qualität“ bei einem bekannten Streamingdienst vor, weisen also mindestens CD-Qualität auf. Die hier verwendeten Titel sind mit entsprechender Qualitätsabstufung in aller Regel auch auf YouTube zu finden. Der Hörvorgang soll ein möglichst breites Spektrum an Musik abdecken und die speziellen Begabungen und Mankos des Kopfhörers ausfindig machen. In diesem Zusammenhang haben wir den Sennheiser HD 599 SE einem HD 600 und HD 800S gegenübergestellt. Dieser Vergleich mag zunächst unfair erscheinen, liegt das Spitzenmodell 800S doch bei einer UVP von nicht sonderlich dezenten 1799 Euro. Hier jedoch soll es darum gehen, die Unterschiede in den Serien herauszuarbeiten und gewissermaßen die Abstinenz eines typischen Sennheiser-Klangs darzulegen. Letztlich mag es bei der Kaufentscheidung helfen, die persönliche Präferenz aus den nachfolgenden Beschreibungen zu extrahieren. Denn nicht in allen Genres punktet der 800 S am Besten.

Klangliche Aspekte – Titel 1
Titel und Band/Musiker Takayuki Hattori/Yu-Yu, Gundam the Origin
Sennheiser HD 599 SE Harfe stark nuanciert, nach oben hin hörbar zurückgenommene, im unteren Bereich vergleichsweise volle Stimme
Sennheiser HD 600 Harfe vergleichsweise rund, Stimme natürlicher, etwas heller und räumlich freier/luftiger
Sennheiser HD 800S Harfe stark nuanciert, stechend hohe Stimme in voller räumlicher Entfaltung

Im Vergleich zum HD 600 wirken hohe Frauenstimmen auf dem 599 regelrecht platt; so fehlt es ihnen an der nötigen Brilliance im höheren Frequenzbereich. Sicherlich zur Überraschung so manchen Lesers kommt die Harfe auf dem günstigeren 599 prägnanter und kantiger, mit anderen Worten also in detaillierterer Spielweise als beim 600 zum Zuge. Es ist sicherlich anstrengender, dem analytischen 599 dauerhaft zuzuhören, als dem „natürlicher“ klingenden 600. Der Anpressdruck fällt beim 600 im Übrigen etwas höher aus als beim kleineren Pendant. Sowohl der 599 als auch der 600 zählen eher zu der Sorte der sehr intim und minimal warm spielender Kopfhörer. Als Gemeinsamkeit mit dem 800S teilt sich der 599 den eher analytischen Charakter hinsichtlich der Harfe, wobei der 800S unbedingt an einem Verstärker betrieben werden muss. Dabei entfaltet er eine ungeahnte Räumlichkeit, wonach sich die Stimme von Yu-Yu praktisch unbegrenzt ausbreitet und an keinerlei hörbares Ende stößt. Dafür stechen die Sibilanten ohne Equalizer sehr stechend und unangenehm hervor. Am Ende arrangiert sich der 600 am glaubhaftesten mit jeglichen Strophen.

Klangliche Aspekte – Titel 2
Titel und Band/Musiker Mild Minds, Oblivious
Sennheiser HD 599 SE sehr kantiger Anfang, recht viel Körper im unteren Frequenzbereich
Sennheiser HD 600 elektronische Klänge werden sehr legato, aber dennoch detailliert gespielt
Sennheiser HD 800S sehr kantiger Anfang, zu helle und dadurch etwas blecherne elektronische Klänge

Zwar liegt bei diesem Lied erneut eine Stimme vor, die zudem mit etwas künstlichem Nachhall dem 800S in Sachen Räumlichkeit automatisch zuspielt, doch soll es hier um die elektronischen Klänge des Stückes gehen. Blenden wir also die räumliche Tiefe der Darstellung einmal aus und ignorieren vor allen Dingen auch die weiche und runde Gesangsdarstellung des 600, welcher der Männerstimme nur in ihrem höheren Frequenzbereich eine herausstechende Überpräsenz verleiht. Der 800S und der 599 SE wollen nicht so recht „an einem Stück spielen“, dabei geht es in Oblivious unabdingbar um die Verschmelzung der einzelnen Klangelemente. Gerade die druck- und kraftvolleren Abmischungen benötigen keine zusätzliche Energie und Separation. Durch die größere Harmonie spielt der 600 daher am ehesten so, wie es dem Musikstück zuträglich ist, nämlich in vergleichsweise gebundener und entspannter Form.

Klangliche Aspekte – Titel 2
Titel und Band/Musiker Zola Blood, Meridian (Applescal Remix)
Sennheiser HD 599 SE im unteren Frequenzbereich vorhandene Quantität führt zu räumlicher Tiefe, E-Gitarre sehr herausstechend/isoliert von den Hintergrundgeräuschen
Sennheiser HD 600 detaillierte Hihats, E-Gitarre verschwimmt etwas mehr mit den im Hintergrund dunkel vor sich hinwabernden Sounds
Sennheiser HD 800S E-Gitarre deutlich zu grell, sehr pointierte Hihats

Im dritten Versuch stellte sich die Genrefrage und es war offensichtlich, dass der 800S ab Quartett-Größe in der Klassik die beste akustische Anordnung der Instrumente erlauben würde, selbst wenn er in den Höhen zu seinem Nachteil etwas zu scharfkantig auftritt. Da es in der bisherigen Aufstellung noch an Instrumenten fehlte, kommt die Rockmusik mit E-Gitarre und Hihats gerade recht. Selbst wenn dieser Test keinesfalls suggerieren soll, dass es sich beim 599 um ein „Bassmonster“ handelt, fährt dieser zumindest im Vergleich stärkere Geschütze im Tieftonbereich auf und separiert zudem die E-Gitarre stärker heraus. Im Bereich des modernen Rocks – wenngleich in diesem Fall elektronisch unterstützt – fehlt es dem 600 dagegen am nötigen Purismus, um der E-Gitarre die notwendige Prominenz einzuräumen. Im Gegensatz dazu überhöht der 800S sogar die Darstellung des Instruments, wobei er in höchstem Detailgrad die Hihats auflöst und den Raum ganz ohne den „Bass-Körper“ eines 599 (wie gesagt im Vergleich) generiert. Am Ende kann die Mixtur aus Analyse und dem zumindest vorhandenen Bass (oder je nach Interpretation dem zurückgenommenen Hochtonbereich) dem 599 SE am ehesten das Attribut eines „Rock-Kopfhörers“ verleihen. Es sei hierbei der Umstand vermerkt, wie Sennheiser generell im Subbass an einem „roll-off“ leidet, doch kann der untere Frequenzbereich im gesamten Portfolio dennoch sehr unterschiedlich klingen, da es hier auf die Abstimmung im restlichen Frequenzspektrum und natürlich die Stärke des dB-Abfalls unterhalb von 50 Hz ankommt.

Sennheiser HD 599 SE Fazit …