Praxistest …
Wir verbinden den AOC U32U1 4K HDR600 Monitor über ein Displayport Kabel mit unserem Testsystem, das aus folgenden Komponenten besteht.
CPU | AMD Ryzen 5 2600 |
RAM | 2x 8GB DDR4-3200 |
Mainboard | ASUS TUF B450M-Pro |
Grafikkarte | KFA2 NVidia RTX 2070 Super |
Netzteil | Cooler Master V750 Gold |
OS | Windows 10 Version 2004 |
Zunächst sehen wir uns das OSD Menü an. Ohne den rückseitigen Joystick wie einen Taster zu drücken, erhält man über die 4 Richtungen Zugriff auf vier Schnellauswahlmenüs.
Das Schnellmenü für die Betriebsart enthält einen unter anderem einen Öko-Modus, einen augenschonenden Low-Blue-Light-Modus und einen Lese-Modus, der das Bild nur noch schwarz/weiß wiedergibt.
Als zweite Funktion kann die Lautstärke reguliert werden.
Dann gibt es noch Schnellzugriff auf das Clear Vision Menü. Die Funktion sollte man lieber ausgeschaltet lassen, da sie je nach Stufe lediglich eine mehr oder weniger starke Unschärfe erzeugt. Von Clear kann hier nicht die Rede sein.
Und natürlich gibt es Schnellzugriff auf das Eingänge-Menü.
Drückt man den Joystick wie einen Taster, erscheint das OSD-Menü des AOC U32U1 in der rechten unteren Bildecke. Die Navigation im Menü ist ziemlich inkonsistent aufgebaut. Auf einer Menüebene bewegt man sich mit den vier Joystickrichtungen auch im Menü in den 4 Richtungen und auf der nächsten Ebene nicht mehr. Dort gelangt man dann mit einem Rechtsklick eine Ebene tiefer um dann gleich darauf mit einem Rechtsklick einen Regler zu verschieben. Warum man Auswahlen einmal mit einem Joystick-Druck vornimmt und dann wieder mit einem Rechtsklick, ist nicht nachvollziehbar und erzeugt ziemlichen Frust bei der Menünavigation, da man sich permanent verdrückt. Außerdem passiert es immer wieder, dass man bei einem Druck zur Bestätigung auch den gerade eingestellten Wert wieder verstellt.
Hat man am PC den SDR Modus aktiviert, stehen alle Menüfunktionen zur Verfügung. Im HDR-Modus kann man keine Farb- oder Gammaanpassungen am AOC U32U1 vornehmen.
Im Leuchtkraft-Menü sind im SDR Betrieb die üblichen Helligkeits-, Kontrast- und Gammaregler vorhanden. Ein Gamma-Equalizer fehlt jedoch leider. Über den DCR Regler, kann man das Display eine automatische Kontrastoptimierung vornehmen lassen. Zwecks einer akkuraten Bildwiedergabe sollte man solche Funktionen lieber deaktiviert lassen. Meistens werden dadurch Gammakurven verbogen, um über einen schlechten Kontrastumfang eines Displays hinwegzutäuschen.
Hinter dem Menü Bildeinrichtung befinden sich 3 Untermenüs. Das HDR Mode Menü brauchten wir beim Test nicht bemühen, da das Display je nach Signalzuspielung selbständig korrekt zwischen HDR und SDR Betriebsart umgeschaltet hat.
Unter Öko kann man zum Beispiel den augenschonenden Low-Blue-Light Modus oder den Schwarz/Weiß Lesemodus aktivieren. Die vierstufig einstellbare Übersteuerungsfunktionen soll den Bildaufbau beschleunigen beziehungsweise die Pixel Response Time reduzieren. Eine wirkliche Verbesserung konnte jedoch nicht festgestellt werden. Da es sich hier jedoch auch nicht um ein Gamingdisplay handelt, ist diese Funktion ohnehin nicht wirklich relevant.
Das Hauptmenü Farbeinstellungen beinhaltet die üblichen Regler für Farbtemperatur usw. Ein vollständiges Colour-Management ist jedoch leider nicht vorhanden. Das Untermenü Farbtemperatur ist ab Werk auf den Wert „warm“ eingestellt und liefert eine gute D65 Weißdarstellung. Allerdings ist das Display damit auch auf den DCI-P3 Farbraum justiert. Wer lediglich eine sRGB Farbwiedergabe möchte, muss von „warm“ auf „sRGB“ umstellen. Warum AOC die Farbraumauswahl im Farbtemperatur-Menü versteckt konnten wir nicht ganz nachvollziehen, da dies eigentlich zwei ganz unterschiedliche und unabhängige Einstellungen sind.
Im Extra-Menü können wir dann noch den Eingang manuell wählen, einen automatischen Ausschalt-Timer setzen, den Skalierungsmodus festlegen oder die DDC/CI (HDMI CEC) Steuerung aktivieren. Die Daten des aktuell anliegenden Bildsignals werden ebenfalls angezeigt.
Den Abschluss bildet das OSD-Menü. Darin können die Menüsprache, die Menü-Anzeigezeit, der Displayport Standard, die Menüposition und -transparenz geändert werden. Ebenso kann man eine Pausenerinnerung aktivieren oder die USB-Ports konfigurieren.
So viel zu den Einstellungsmöglichkeiten. Die wichtigsten Funktionen sind vorhanden und ein paar Tuningmöglichkeiten und Helferlein sind auch an Board!
Kommen wir nun zur visuellen Performance des AOC U32U1 4K HDR600 Monitors. Um uns nicht vielleicht durch geschickte Tricks in der Displaysteuerung in die Irre leiten zu lassen, nehmen wir unser Messgerät zur Hand und überprüfen die wichtigsten Parameter.
AOC U32U1 Messwerte …
Mögliche Beeinflussungen durch Umgebungslicht wurden minimiert, da wir mit unserem X-Rite i1 Display Pro Plus in einem komplett abgedunkelten Raum ohne Fremdlicht gemessen haben. Wir beginnen mit dem SDR (Standard Dynamic Range) Modus und ermitteln zuerst den optimalen Einstellwert für den Kontrastregler, um bei den folgenden Messungen auch wirklich das Maximum aus dem IPS Panel zu kitzeln. Dieser liegt bei unserem Modell bei 52. Werkseinstellung war der Wert 50.
Mit dem voreingestellten Helligkeitsregler auf 70 erreicht unser Testexemplar durchschnittlich 311cd/m². An den von uns gewählten 16 Messpunkten ermitteln wir Werte zwischen 331,6cd/m² und 299,8cd/m². Der niedrigste, gemessene Wert liegt damit 10% unter dem höchsten, gemessenen Wert. Das ist zwar kein schlechtes Ergebnis, aber die superben Werte des beigelegten Werkskalibierscheines können wir nicht nachvollziehen. Ebenfalls erwähnenswert ist der Umstand, dass bei Signalzuspielung über HDMI, Displayport oder USB-C jeweils unterschiedliche, maximale Helligkeitswerte erreicht wurden. Mittels Displayport Verbindung wurde der höchste Helligkeitswert erzielt.
In derselben Konfiguration ermitteln wir auch die Schwarzwerte. Je nach verwendetem Anschlusskabel messen wir Kontrastwerte zwischen 1270:1 bis 1450:1. Auch hier liegt die Displayport-Verbindung voran und die Werksangabe wurde vorbildlich eingehalten. Auch wenn man den insgesamt mittelmäßigen Kontrastumfang dem Display generell ansehen kann.
Reizt man den Helligkeitsregler voll aus, erreicht der AOC U32U1 im SDR Modus gute 410cd/m², was auch in hellen Büros ausreichend ist. Wechselt man in den HDR Modus, ist das Display sogar in der Lage 685cd/m² Spitzenhelligkeit zu erzeugen. Damit wird die Werkangabe von 600cd/m² sogar deutlich übertroffen. Videografen, die entsprechendes HDR Material verarbeiten, werden diesem Umstand zu schätzen wissen. Aber auch der Anblick von YouTube Videos in HDR gewinnt dadurch an Brillanz.
Der Helligkeitsanstieg des Displays ist ebenfalls gut, auch wenn man mit einem Gamma-Equalizer, der dem AOC U32U1 leider fehlt, noch einen besseren Verlauf hinbekommen könnte. Bei HDMI Verbindung muss unbedingt darauf geachtet werden, RGB Ausgabe (nicht YCbCr) und volle Video Range einzustellen. Bei allen angeschlossenen Ausgabegeräten war die Video Range automatisch auf „begrenzt“ konfiguriert, was zu einem deutlich ausgeblichenem Bild führt. Der gleiche Effekt tritt auch bei YCbCr Videoausgabe, die der Monitor zwar annimmt, aber wie die begrenzte Vide-Range nicht korrekt wiedergibt.
Vorbildlich konstant sehen unsere Ergebnisse der Farbtemperaturmessung von Hell nach Dunkel aus. Der minimale Ausreißer für das komplett schwarze Bild kann auch eine Messungenauigkeit sein, da die Farbmessung nahe schwarz für den Sensor eine große Herausforderung darstellt. Die kleine Abweichung bei 100% weiß kann unserer Kontrastoptimierung geschuldet sein. Eine Abweichung von knapp 100 Kelvin ist jedoch absolut vernachlässigbar. Immerhin sind die Abweichungen über die Displayfläche verteilt noch etwas größer.
Der RGB-Verlauf spiegelt das Bild des Farbtemperaturverlaufs wieder. Die minimal niedrigere Farbtemperatur bei Vollweiß stammt von einer geringen Blauschwäche. Aber insgesamt ist das Ergebnis hervorragend. Selten schafft ein Display so konstante Werte!
Für Filmemacher ideal ist die gute Abdeckung des DCI-P3 Farbraumes. Dieser ist gegenüber dem gewöhnlichen sRGB Farbraum deutlich vergrößert und verhilft den dargestellten Bildern speziell bei Grün- und Goldtönen zu deutlich realistischerer Farbwiedergabe. Sowohl die Primär- als auch die Sekundärfarben sitzen sehr nahe an den Sollpositionen. In dieser Disziplin liefert der AOC U32U1 ein wirklich ausgezeichnetes Ergebnis.
Reduziert man den Farbumfang auf den PC-Standard sRGB, werden die Farben deutlich blasser, weshalb Fotografen und Videografen diesen Modus normalerweise nicht verwenden. Die Farbwiedergabe ist in diesem Modus nicht mehr ganz so perfekt, aber immer noch gut, sodass der Bildeindruck immer noch natürlich und realistisch bleibt. Die Primärfarbe rot ist leicht Richtung orange verschoben und gelb ist leicht Richtung grün verschoben. Aufgrund der fehlenden Farbregler im Monitor-Menü kann hier leider nicht nachgebessert werden, obwohl das Display grundsätzlich zu einer akkurateren Farbwiedergabe in der Lage wäre, was unsere Vermessung des DCI-P3 Farbraumes ja gezeigt hat.
Bei der Farbwiedergabe hat der AOC U32U1 sehr gute Leistung abgeliefert. Zu keinem Zeitpunkt unserer Testphase erzeugte der Monitor einen unnatürlichen Bildeindruck. Unterstützt wird diese Eigenschaft von dem sehr blickwinkelstabilen IPS-Display. Auch aus stark seitlicher Betrachtung treten keine nennenswerten Farbverfälschungen auf.
Das gleiche gilt auch bei Betrachtung von oben oder unten. Kontrast und Farbwiedergabe verändern sich kaum. Die im Bild vorhandene leicht grünliche Einfärbung stammt jedoch von der Umgebung und nicht vom Display selbst.
Eine kleine Schwäche des AOC U32U1 ist die Anfälligkeit auf Umgebungslicht, selbst wenn dunkle Vorhänge vor den Fenstern hängen. Ohne störendes Umgebungslicht erzeugt das mit 3840×2160 Pixeln hochauflösende Display jedoch scharfe und natürliche Bilder. Die integrierten Bildoptimierer empfehlen wir ausgeschaltet zu lassen, da diese teilweise Unschärfe erzeugen. Mit seinen flimmerfreien 60Hz ist das IPS-Panel zwar nicht wirklich schnell, aber für eine gelegentliche Runde Gaming ist es natürlich ebenfalls geeignet. Bei schnellen Bewegungen zeigen sich nur minimale Nachzieheffekte.
AOC U32U1 Sound …
Bleibt uns noch ein letzter Test. Leider überzeugt der 900 Euro teure AOC Monitor hier nicht wirklich. Man kann die integrierten Lautsprecher bestenfalls als Notlösung heranziehen, bevor man ganz auf Audiowiedergabe verzichten muss. Was aus den beiden Minispeakern heraus kommt, ist bestenfalls als „dünn“ zu bezeichnen. Die meisten Tablets, Smartphones und Laptops haben bessere Lautsprecher eingebaut. Die Audiosignalausgabe über die 3,5mm Klinkenbuchse können wir hingegen nicht bemängeln.
AOC U32U1 Fazit und Gesamteindruck …